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Billy Nomates: Metalhorse (Review)

Artist:

Billy Nomates

Billy Nomates: Metalhorse
Album:

Metalhorse

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Glam-Rock, New Wave, Power Pop

Label: Invada/Secretly Canadian
Spieldauer: 36:42
Erschienen: 16.05.2025
Website: [Link]

Bislang war VICTORIA ANN 'TOR' MARIES mit ihrem Projekt BILLY NOMATES als Garantin für einen radikalen Selbstverwirklichungstrip in Sachen DIY-Rock bekannt, die ihren Projektnamen dem Umstand zu verdanken hatte, dass sie zu ihren Live-Shows immer alleine – also ohne Bandmates – aufschlug und sich hier als Alleinunterhalterin ohne Instrumenten-Begleitung präsentierte.

Diese Zeiten sind spätestens mit dem nun vorliegenden dritten Album „Metalhorse“ vorbei, denn sie spielte dieses gemeinsam mit ihren inzwischen als Live-Band rekrutierten Musikern - Drummer LIAM CHAPMANN und Bassfrau MANDY CLARKE - unter der Regie des Produzenten JAMES TREVASCUS im Studio ihres Musikerkollegen PACO LOCO (AUSTRALIAN BLONDE) in dessen Heimat Sevilla ein.

Das Material hatte sie zuvor in gewohnter Manier im stillen Kämmerlein vorbereitet. Dabei entwickelte sich zum einen ein neuer musikalischer Ansatz – denn viele der neuen Songs schrieb die Musikerin nicht mehr nur auf ihrem Bass, sondern auch auf dem Piano – und zum anderen auch das Konzept bzw. Leitmotiv des neuen Albums.


Unter dem Eindruck einer schwierigen persönlichen Phase in der TOR MARIES den Tod ihres an Parkinson erkrankten Vaters – den sie zuvor lange Zeit gepflegt hatte - und eine eigene MS-Diagnose zu verkraften hatte, wählte sie die Metapher einer verfallenden Kirmes aus, die auf den ersten Blick noch recht ordentlich aussieht, bei genauerem Hinsehen aber technische Mängel offenbart und in deren Mitte ein Karussell mit dem titelgebenden Metallpferd steht.

Die Idee, das neue Projekt in diesem Sinne als Konzeptalbum mit einer stark narrativen Note anzugehen, kam ihr, als sie auf Einladung zweier lokaler Theater-Kompanien aus Hull zusammen mit der Autorin MAUREEN LENNON den Soundtrack zu dem Musical „Mary And The Hyenas“ ausarbeitete, das sich mit dem Leben der frühen Feministin und Autorin Mary Wollstonecraft (der Mutter der Frankenstein-Autorin Mary Wollstonecraft-Shelley) beschäftigte. Hier arbeitete sie zudem schon mit JAMES TREVASCUS und Drummer LIAM CHAPMAN zusammen, was musikalisch das verbindende Element zum „Metalhorse“-Album darstellt.


In ihrer gewählten Allegorie-Welt geht es für Maries darum, auf dem Rücken eines Metallpferdes auf dem Karussell des Lebens zu bestehen. So kommt letztlich nicht von ungefähr, dass die neuen Stücke grundsätzlich alle eine eher kämpferische Note mitbringen, selbst wenn in den einzelnen Songs ganz unterschiedliche Themen angesprochen werden.

So geht es in dem fast schon als Kook-Pop-Song ausgeführten Titelsong um die Frage, ob es besser sei, den Ritt auf dem Metallpferd durchzustehen - oder vielleicht besser doch abzusteigen.
Diese Frage wird in dem Glam-Pop-Track „Override“ erneut thematisiert, aber nicht beantwortet (denn das soll der Zuhörer laut TOR MARIES selbst entscheiden).
Der leicht dystopische New-Wave-Electronica-Song „Nothin Worth Winnin“ weitet das Thema insofern aus, als dass Maries hier die Musikindustrie ebenfalls als Jahrmarkt bezeichnet, auf dem es nichts von Wert zu gewinnen gibt. Erst in dem Song „Plans“ spricht sich die Musikerin selber dafür aus, aus dem Zirkus des Lebens auszubrechen, um die Pläne, die etwa andere für uns ausgeheckt haben, zu durchkreuzen.


Den Song „Strange Gift“ schrieb sie als Tochter direkt für ihren Vater Peter, auf den sie in dem Song „The Test“ erneut eingeht, indem sie ein Szenario entwirft, in dem der Geist ihres Vaters über die Bemühungen seiner Tochter wacht, während sie sich gegen die Widrigkeiten des Lebens auflehnt. In diesem Zusammenhang ergab sich während der Produktion des Albums noch eine nette Anekdote. Als der Studio-Manager PACO LOCO erfuhr, dass Maries plante, den Song „Dark Horse Friend“ im Stil von HUGH CORNWALL von den STRANGLERS zu singen, verwies er sie direkt an Cornwall, der sich zufällig für eine eigene Produktion vor Ort befand und sich umgehend bereit erklärte, als Duett-Partner bei besagtem Song mitzuwirken. Das war dann für TOR MARIES - wie sie sagt - „ein verrückter Moment“; denn ihr Vater Peter Maries war ein riesiger STRANGLERS-Fan und wurde in einem T-Shirt bestattet. Außerdem hatte er sich „Golden Brown“ für seine Beerdigung gewünscht.

Ohne Frage trägt all das dazu bei, dass „Metalhorse“ - trotz der metaphorischen Bedeutung des Konzeptes – BILLY NOMATES bislang persönlichstes und authentischstes Album geworden ist; nicht zuletzt deswegen, weil sie es versteht, das eher abstrakte Jahrmarkt-Konzept mit kleinen, persönlichen Details greifbar zu machen und lebendig zu gestalten.




FAZIT: Nicht nur konzeptionell, sondern auch musikalisch ist „Metalhorse“ ein großer Schritt nach vorne für BILLY NOMATES. Zwar blieb TOR MARIES ihren musikalischen Prinzipien treu und bewegte sich in einer stilistischen Gemengelage zwischen Glamrock, New Wave und Power-Pop bzw. „Synth-Punk“-Sounds, nutzte jedoch die Möglichkeiten, die sich durch die professionelle Studio-Produktion von JAMES TREVASCUS in Kombination mit der Dynamik, die sich über die Beteiligung ihrer Band-Musiker ergaben, um ihr Album in eine neue Richtung zu lenken. Die Tatsache, dass sie viele der neuen Tracks auf dem Klavier schrieb sowie weitestgehend auf Gitarren verzichtete und die maßgeblichen Bass-Parts aufgrund von Terminkonflikten erst nachträglich in die ansonsten fertige Produktion eingefügt werden konnten, verliehen dem neuen Material eine andere, stilistisch diversifizierte, aber klanglich einheitlichere Klangästhetik als etwa jene, des weitestgehend alleine im DIY-Modus zusammengebastelten, letzten Albums „Cacti“. Es scheint so, als habe BILLY NOMATES nunmehr eine Zukunft als organisch agierendes Bandprojekt, sodass es demnächst BILLY AND MATES heißen könnte.

Ullrich Maurer (Info) (Review 98x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Metalhorse
  • Nothin Worth Winnin
  • The Test
  • Override
  • Dark Horse Friend (feat. Hugh Cornwall)
  • Life's Unfair
  • Plans
  • Gas
  • Comedic Timing
  • Strange Gift
  • Moon Explodes

Besetzung:

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